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Grünland.Wissen
Kurzgefasst

Deutschlands Kulturlandschaften decken bereits die Bedürfnisse einer Vielzahl von Menschen ab

#Landschaft  #Gesellschaft  #Ökosystemleistungen  

Die Ressource Land ist ein knappes Gut, welches unterschiedliche und teils widerstreitende Interessen verschiedenster Interessensgruppen, wie Forst- und Landwirtschaft, Tourismus oder von Einheimischen, erfüllen soll. Diese Konflikte können durch die Polykrise der Gegenwart (Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Ukrainekrieg, etc.) verstärkt werden und zu Forderungen der Landnutzungsänderung führen. Zur Krisenbewältigung stehen unterschiedliche Empfehlungen im Raum, wie beispielsweise eine umfangreiche Aufforstung oder die regionale Nahrungsmittelproduktion.

In der Studie ist das Forschungsteam der Fragen nachgegangen, wie in Deutschland multifunktionale Lösungen für den ländlichen Raum aussehen könnten, bei denen möglichst viele verschiedene Ökosystemleistungen optimal genutzt werden können und gleichzeitig ein fairer Ausgleich zwischen den Interessen lokaler Gruppen ermöglicht wird?


Daten über die Bewertung von insgesamt elf Ökosystemleistungen von lokalen Interessensgruppen wurde mit einer quantitativen Umfrage in den drei Exploratorien erhoben. Diese können genutzt werden, um eine Vielzahl von Szenarien zu modellieren, um zu untersuchen wie sich eine ideale Landschaft zusammensetzen müsste, in der alle Leistungen in hohem Maß erbracht werden können – und dabei keine Interessensgruppe signifikant weniger profitiert als andere.


Auf Grundlage von ökologischen Daten aus den drei Exploratorien ergab die Modellierung überraschende Ergebnisse: Die Modellierung des aktuellen Landschaftsbilds ergab, dass diese nahezu optimal ist, gemessen an den vielfältigen Funktionen, die sie für unterschiedliche Bedarfe erfüllen soll. Dies erklären wir uns im Forschungsteam damit, dass die deutsche Landschaft schon seit Jahrhunderten kulturell überformt wurde und bereits sehr gut an die vielfältigen Interessen der Gesellschaft angepasst ist. Unser interdisziplinäres Team hat daraufhin Szenarien durchgespielt, die für bestimmte Interessengruppen Landschaftskompositionen aufzeigen, die noch besser ihre Interessen und Bedürfnisse erfüllen würden. Mit bereits geringfügigen Anpassungen würde sich eine bestmögliche Landschaftskomposition für alle Interessensgruppen ergeben: ein minimaler Zuwachs der Waldfläche und eine Extensivierung von Grünland würden zu einer leichten Verbesserung hin zum Optimum führen. Stärkere Veränderungen führten laut der Modellierung hingegen dazu, dass einzelne Interessengruppen unverhältnismäßig benachteiligt würden.

Auswirkungen zwei verschiedener Szenarien der Landnutzungsänderungen auf die Bereitstellung von Ökosystemleistungen und die Mulitfunktionalität im Vergleich zur bisherigen Landschaftszusammensetzung (links).

Eine Erklärung zum Begriff Multifunktionalität finden Sie in diesem Video.


Die Szenarien zeigen auf, dass in der zukünftigen Landnutzungsplanung die vielfältigen Nachfrageinteressen unterschiedlicher Interessensgruppen berücksichtigt werden sollten. Dadurch können Konflikte frühzeitig erkannt und vermieden werden. Zudem kann eine partizipative Landnutzungsplanung genutzt werden, um nachhaltige Veränderungen gemeinsam mit der Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen Landschaftsnutzung und damit zur Minimierung des Biodiversitätsverlusts zu erzielen. Jedoch muss ebenfalls ergänzt werden, dass die Szenarien Veränderungen in der Nachfrage nicht berücksichtigen, wie beispielsweise durch eine veränderte Ernährung wie weniger Fleischkonsum.


Die Ergebnisse basieren auf der Datenerhebung in den drei Exploratorien. Eine Übertragbarkeit des Modellierungsverfahrens in anderen Regionen ist jedoch möglich, wenn die verwendeten Daten zur Verfügung stehen.


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