Exploratorium
Hainich-Dün
Das Exploratorium Hainich-Dün liegt im Nordwesten Thüringens. Es erstreckt sich vom Hainich im Süden über das Obere Eichsfeld in der Mitte hin zum Dün im Norden. Die Landschaft ist geprägt von ausgedehnten Laubwäldern mit Rotbuche als dominierende Baumart, weitläufigen ackerbaulich genutzten Flächen auf den fruchtbaren Böden des Thüringer Beckens sowie extensiv genutzten Grünlandflächen und Wacholderheiden.
Das Exploratorium Hainich-Dün umfasst die Regionen Hainich und Dün sowie das Obere Eichsfeld. Der Hainich ist ein ausgedehnter, bewaldeter Höhenrücken in dessen östlicher Richtung sich das tiefer gelegene, vor allem landwirtschaftlich genutzte Gebiet des Thüringer Beckens anschließt. Mit 16.000 ha gehört der Hainich zu den größten zusammenhängenden Laubwaldgebieten in Deutschland. 1997 wurde der 7.500 ha große Nationalpark Hainich eröffnet, dessen Kernzone 2011 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde. Der Dün ist ebenfalls ein Höhenrücken mit einer Ausdehnung von 270 km² wovon ca. die Hälfte bewaldet ist. Eine besondere Bewirtschaftungsform des Mittelhainich sowie des Dün ist die Plenterwaldbewirtschaftung.
Fläche | 1.300 km2 |
Niederschlag | 500-800 mm |
Höhendifferenz | 258-550 m ü. NN; höchster Punkt: Alter Berg 494 m |
Typische Pflanzenarten | Buschwindröschen, große Bärlauchbestände, Bingelkraut, Märzenbecher |
Vorranginger Waldtyp | Buchen- und Buchenmischwälder |
Typische Bewirtschaftung | Durch Schafbeweidung extensiv bewirtschaftetes Grünland zum Erhalt von Offenlandschaften und Wacholderheiden. |
Besonderheiten | Plenterwaldbewirtschaftung in Waldgemeinschaften, mit 16.000 ha größtes zusammenhängendes Laubwaldgebiet Deutschlands. Flächen im Nationalpark seit 1935 aus der Nutzung |
Landschaft
In der Region Hainich-Dün kommt ein breites Spektrum unterschiedlich genutzter Wälder vor. In den letzten rund 50 Jahren konnten sich im Bereich des Nationalparks Naturwälder entwickeln, die den ursprünglichen Laubwäldern Mitteleuropas sehr nahekommen. Im Mittelhainich sowie im Dün gibt es eine besondere Form der Waldbewirtschaftung, die sogenannte Plenterwaldwirtschaft. Bäume unterschiedlicher Arten werden nach dem Erreichen eines bestimmten Stammdurchmessers einzeln oder in kleinen Gruppen entnommen. Dies steht im Gegensatz zu den Buchen-Altersklassenwäldern, die großflächig bewirtschaftet werden.
Die dominierende Baumart der Region Hainich-Dün ist die Rotbuche, der häufig Mischbaumarten wie Esche, Bergahorn, Bergulme, Eiche und Linde beigemischt sind. Im Frühjahr bestimmen Frühblüher wie Buschwindröschen, Bärlauch, Bingelkraut oder Märzenbecher das Waldbild. Der Wald bietet Zuhause für anspruchsvolle Waldbewohner, wie die Wildkatze und stark gefährdete Totholzkäfer und -pilze.
Das Grünland der Region Hainich-Dün ist umgeben von kleinräumigen Strukturen aus Siedlungen, großräumigen Wäldern und weitläufigen Ackerflächen. Der überwiegende Teil des Grünlands wird durch Agrargenossenschaften bewirtschaftet, der Anteil an einzelnen privaten landwirtschaftlichen Betrieben ist gering. Während die Wiesen zum Teil intensiv bewirtschaftet werden und sich durch häufige Mahd oder intensive Düngung auszeichnen, ist extensiv bewirtschaftetes Grünland in der Region Hainich-Dün primär durch Schafbeweidung gekennzeichnet. Durch diese Wirtschaftsform hervorgegangene Wacholder-Heiden sind u.a. in Craula und Oberdorla zu finden und bieten mit ihren Kleingewässern Lebensraum für Braunkehlchen und Sperbergrasmücke, für Neuntöter und Wendehals, für Kammmolch und Gelbbauchunke.
Geologie
Naturräumlich zählen Hainich, Dün sowie Oberes Eichsfeld zur Großlandschaft des „Thüringer Beckens und Randplatten“. Der Niederschlag variiert, je nach Lage, zwischen 500-800 mm pro Jahr: Die Kammlagen im Westen sind niederschlagsreich, die Tieflagen des Thüringer Beckens im Osten niederschlagsarm. Die Böden der Untersuchungsregion entwickelten sich überwiegend aus Kalkstein (Oberer Muschelkalk) mit einer variablen Lössauflage und es dominieren schluffige, lehmige und tonige Bodenarten. Bei hoher Lössdecke, erfolgte die Bodenentwicklung v.a. aus dem Löss. Da sehr unterschiedliche Mengen an Löss abgelagert wurden, variiert die Mächtigkeit des Solums stark. Während die Kalkverwitterungslehme oft carbonathaltig sind, liegt der pH-Wert der aus Löss entwickelten Bodenhorizonte oft zwischen 5-6. Häufig kommt es in den lössgeprägten Böden aufgrund von starker Lessivierung zur Ausbildung eines tonhaltigen Stauhorizonts und zur anschließenden Stauvernässung. Zu den vorherrschenden Bodentypen der Region Hainich-Dün zählen Parabraunerden und Pseudogleye – an stark geneigten Hängen und Kuppen treten Rendzinen auf. Ansonsten dominieren Braunerden. Die Böden des landwirtschaftlich intensiv genutzten Thüringer Beckens zählen zu den fruchtbarsten Böden Deutschlands.
Mit Hilfe von Inventuren wurden aus 1000 Flächen pro Exploratorium jeweils 100 sogenannte Experimentierplots (EP) ausgewählt (50 im Wald und 50 im Grünland) und dauerhaft markiert (siehe hierzu auch Forschungsdesign). Diese 100 Flächen decken das größtmögliche Spektrum an Landnutzungsintensitäten in der Region ab, unterscheiden sich jedoch kleinstmöglich in anderen Variablen wie der Bodenart. Im Wald weisen diese Experimentierflächen eine Größe von 100 x 100 m auf, im Grünland von 50 x 50 m. Jede der Flächen ist mit einer Klimamessstation innerhalb eines 3 x 3 m großen eingezäunten Bereichs versehen.
Je nach Aufwand und Kosten können Experimente nicht nur auf allen 100 EPs, sondern auch auf Teilmengen von 50 (sog. MIP, Plot mittlerer Forschungsintensität) oder 18 (sog. VIP, Plot hoher Forschungsintensität) Untersuchungsflächen durchgeführt werden.
Im Exploratorium Hainich-Dün wurden zusätzlich 3 VIPs ausgewählt, die einen regionalspezifischen Landnutzungstyp abdecken: die sogenannten Plenterwälder.
Wald
Die Versuchsflächen im Wald liegen in unbewirtschafteten natürlichen Buchenwäldern (Nationalpark Hainich), in selektiv bewirtschafteten Buchenwäldern (sog. “Plenterwälder” in Langula und Keula), in bewirtschafteten buchendominierten Altersklassenwäldern (Westerwald, Geney, Sollstedt, Zehnsberg, Behringen, Mühlhausen) und in fichtendominierten Wäldern (Mühlhausen, Anrode).
Die Experimentierplots im Wald (n = 50) umfassen die folgenden Landnutzungstypen:
- Fichte – Altersklassenwald (AKL) – Jungbestand
- Fichte – AKL – Altholz
- Buche – Dickung
- Buche – AKL – Jungholz
- Buche – AKL – Altholz
- Buche – AKL – mehrschichtig
- Buchen-Mischwald (< 70 % Buche) Dickung
- Buchen-Mischwald (< 70 % Buche) Jungbestand
- Buchen-Mischwald (< 70 % Buche) AKL-Altholz
- Buchen-Selektionstriebwald (Plenterwald)
- Buche – unbewirtschaftet – Altholz
Grünland
Die Versuchsflächen im Grünland umfassen ungedüngtes Grünland, das von Schafen beweidet, gedüngte Mähweiden, die meist von Mutterkühen und Kälbern oder von Jungrindern beweidet werden sowie intensiv bewirtschaftete Wiesen mit hoher Mähfrequenz oder hoher Düngung (Gülle).
Die Experimentierplots im Grünland (n = 50) decken folgende Nutzungstypen ab:
- Wiesen – gedüngt und 1-2 Mal gemäht
- Gemähte Weiden – gedüngt und von Schafen oder Rindern beweidet
- Weiden – ungedüngt und von Rindern beweidet
- Weiden – Trockenrasengemeinschaften, die von Schafen beweidet werden
Die Exploratorien arbeiten mit einer Vielzahl verschiedener Institutionen und Personen, wie Behörden, Ämtern und den Eigentümer:innen und -pächter:innen der Untersuchungsflächen zusammen. Dafür wollen wir hier “Danke” sagen.
Landbesitzer:innen, Pächter:innen, Bewirtschafter:innen, Forstämter, Naturschutzbehörden und Schutzgebietsleitungen erlauben uns den Zugang zu den Untersuchungsflächen. Dies ist entscheidend für den wissenschaftlichen Erfolg der Biodiversitäts-Exploratorien. Wir danken daher allen Personen und Institutionen für die gute und langjährige Zusammenarbeit ganz herzlich. Auch der intensive und langjährige Informationsaustausch zwischen Wissenschaftler:innen der Biodiversitäts-Exploratorien mit Vertreter:innen aus Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz bereichert uns. Wir freuen uns daher, diesen Dialog auch zukünftig weiterzuführen zu dürfen.
Für unsere Praxispartner:innen stellen wir praxisrelevante Forschungsergebnisse aus den Biodiversitäts-Exploratorien auf der Seite Praxis.Wissen kurz und allgemeinverständlich vor.
Webseite des Schutzgebiets:
Grünland
- AG Diedorf / Eichsfeld eG
- Agrargenossenschaft Kirchheilingen e.G.
- Agrargenossenschaft Großenlupnitz eG
- AG Mülverstedt e.G.
- Agrargenossenschaft Wenigenlupnitz e.G.
- Agrargesellschaft Luhnetal mbH
- Wartburgblick-Agrar GmbH &Co. KG
- Wild und Weide GmbH
- BEAG Agrar GmbH Behringen
- Schäferei Göpfert
- Gut Sambach gGmbH
- Carmen Winterberg-Strewe
- Schäferei Effenberger
- Naturrind Unstruttal GbR
- Hainich Weiderind GmbH
- Bollstedter Schweinemast GmbH
- Roland Börner
- Martin Heller-Marblelution Genetics GmbH
Forst
- ThüringenForst, Forstamt Bleicherode-Südharz
- ThüringenForst, Forstamt Leinefelde
- ThüringenForst, Forstamt Heiligenstadt
- ThüringenForst, Forstamt Hainich-Werratal
- Waldgenossenschaft Holzinteressenten Keula
- Waldgenossenschaft Langula
- Waldgenossenschaft Oppershausen
- Forstbetriebsgemeinschaft Reichenbach
- Waldgemeinschaft Bauernberg
Hainich-Dün Gemeinden
Lokales Management Team Hainich-Dün
Biodiversitäts-Exploratorium Hainich-Dün
Technische Universität München
Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie
Büro & Feldstation Biodiversitäts-Exploratorium Hainich-Dün
Am Burghof 3
99991 Unstrut-Hainich - OT Mülverstedt
Kontakt:
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