Loading...
Abbildung: Das Foto zeigt vor schwarzem Hintergrund eine Handoberfläche, auf der eine Zwergfledermaus sitzt.

Europa besteht aus einem Mosaik verschiedener Kulturlandschaften, in welchen der Mensch das Landschaftsbild prägt. In solch anthropogenen Landschaften beeinflusst die lokale Landnutzung vermehrt Nahrungs- als auch die Schlaf- und Brutplatzverfügbarkeit vieler Vogel- und Fledermausarten. Gleichzeitig bedingt die umgebende Landschaft durch Struktur, Komplementarität und Konnektivität die Zugänglichkeit potenziell geeigneter Habitate für viele Arten.

Wie einzelne Vogel- und Fledermausarten auf lokale und/oder landschaftlich veränderte Umweltbedingungen reagieren, ist zu einem großen Teil dadurch beeinflusst, wie sehr sie auf bestimmte Ressourcen spezialisiert sind und wie mobil, agil und flexibel sie sind.

Abbildung: Das Foto zeigt vor schwarzem Hintergrund eine Handoberfläche, auf der eine Zwergfledermaus sitzt.
Pipistrellus pipistrellus

Mobile Arten und Landnutzung

Vögel und Fledermäuse sind dank ihrer Flugfähigkeit sehr mobile Tiere. Die meisten von Ihnen können deshalb auf Veränderungen durch lokale Landnutzung schnell und oft auch sehr flexibel reagieren. Diese flexiblen und oft weniger spezialisierten Arten nutzen z.B. zusätzliches Nahrungsangebot durch Landwirtschaft, oder profitieren von einer erhöhten Quartierverfügbarkeit in urbanem Raum. Einige, weniger mobile Arten reagieren jedoch sehr sensibel auf Veränderungen in ihrem Habitat und sind aus vielen Landschaften bereits verschwunden.

Ziel dieses Projektes ist es zu erfassen, inwieweit die Zusammensetzung von Vogel- und Fledermausgemeinschaften entlang eines Landnutzungsgradienten in bewirtschaftetem Grünland und Wald, sowie in urbanem Raum variiert. Hierbei gilt es zu klären, ob es gemeinsame Gründe für eine höhere oder niedrigere Vielfalt der Vögel und Fledermäuse in anthropogenen Landschaften gibt und ob morphologische und ökologische Merkmale und/oder die Spezialisierung auf bestimmte Ressourcen, das Vorkommen von einzelnen Arten erklären.

Abbildung: Das Foto zeigt einen Feldsperling, der auf einem austreibenden Ast sitzt und mehrere Grashalme für den Nestbau im Schnabel trägt.
Passer montanus, Feldsperling

Lebendige Ortschaften – biologische Vielfalt in urbanem Raum

Viele Vögel und Fledermäuse nutzen Städte und Dörfer als Lebensraum. Manche beziehen Quartier, andere sind nur Gäste und profitieren von zusätzlichem Nahrungsangebot in menschlichen Siedlungen. In diesem Teil des Projektes geht es darum zu verstehen, welche Arten sich vermehrt in Städten und Dörfern aufhalten und von welchen lokalen und landschaftlichen Faktoren dies abhängt.

Abbildung: Das Foto zeigt einen jungen Buntspecht, der aus einer Bruthöhle in einem Baumstamm nach draußen schaut.
Buntspecht, Jungvogel

Kleine Störung – große Wirkung?

In einem weiteren Teil des Projektes soll geklärt werden, ob und inwiefern eine kleinräumige Störung in bewirtschafteten Waldhabitaten die Habitatnutzung von Vögeln und Fledermäusen beeinflusst. Hier wird auf kleinstem Raum verglichen, inwieweit die Öffnung der Waldstruktur, und die damit verbundene Veränderung mikroklimatischer Bedingungen, sowie die Zunahme an Totholz, im Vergleich zu unveränderten Nachbarbeständen, die Artengemeinschaft der Vögel und Fledermäuse beeinflussen kann.

Die Klärung all dieser Fragen soll es ermöglichen, Vorhersagen über das Vorkommen von Vögeln und Fledermäuse bei veränderten Umweltbedingungen auf lokaler und landschaftlicher Ebene zu präzisieren.


Für die Erfassung der Vogel- und Fledermausgemeinschaft an den etwa 500 verschiedenen Standorten in unterschiedlich bewirtschaftetem Grünland, Wald und urbanen Bereichen, der drei Biodiversitäts-Exploratorien werden autonom arbeitende akustische Aufnahmegeräte eingesetzt. Für die Vögel wird die Datenaufnahme durch eine zusätzliche 5-10 Minuten audiovisuelle Kartierung ergänzt.

Beispielhafte Untersuchungsflächen im Grünland und Wald, sowie in urbanem Raum

Für die akustische Aufnahme der Vögel, im hörbaren Bereich von 0-20 kHz, werden sogenannte Audiomoth (Open Acoustic Devices, UK) genutzt. Sie nehmen sowohl in den Morgen-, als auch in den Abendstunden den Gesang der Vögel auf. Für die akustischen Aufnahmen von Fledermaus Echoortungsrufen im Ultraschallbereich (20-250 kHz) werden Batcorders (EcoObs GmbH) verwendet. Sie ermöglichen durch kalibrierte Mikrofone eine vergleichbare Aufnahme der Fledermausgemeinschaft zwischen verschiedenen Standorten.

Die Vogelaufnahmen finden mehrfach an allen Standorten im Zeitraum Mitte März bis Ende Mai statt. Dies ist nötig, um sowohl die frühe als auch die späte Brutsaison der Vögel zu berücksichtigen. Während dieser Zeit singen vor allem die Männchen besonders ausdauernd.

Die Fledermausaufnahmen beginnen im Juni und enden im September, um sowohl die Aktivität der verschiedenen Arten vor Geburt der Jungtiere, während der Laktationszeit und der herbstlichen Balz an allen Standorten zu erfassen.

aktuellerer Eintrag vorhanden
Akustische Aufnahmegeräte für Vögel (A) und Fledermäuse (C). Sowie eine akustische Aufnahme des Haussperlings (B) und der Zwergfledermaus (D) beim Insektenfang.

Doc
Jung K, Teuscher M, Böhm S, Wells K, Ayasse M, Fischer M, Weisser WW, Renner SC and Tschapka M (2024), Supporting bird diversity and ecological function in managed grassland and forest systems needs an integrative approach. Front. Environ. Sci. 12:1401513. doi: 10.3389/fenvs.2024.1401513
Mehr Informationen:  doi.org
Doc
Printz L., Jung K. (2023): Urban areas in rural landscapes – the importance of green space and local architecture for bat conservation. Frontiers in Ecology and Evolution, Sec. Urban Ecosystems 11: 1194670. doi: 10.3389/fevo.2023.1194670
Mehr Informationen:  doi.org
Doc
Effects of urbanization on bat assemblages within rural regions
Printz L. (2022): Effects of urbanization on bat assemblages within rural regions. Master thesis, Ulm University
Doc
Taxonomic and acoustic diversity of birds in agriculturally used grasslands
Keck S. (2022): Taxonomic and acoustic diversity of birds in agriculturally used grasslands. Master thesis, Ulm University

Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen

Dr. Kirsten Jung
Projektleiterin
Dr. Kirsten Jung
Universität Ulm
Top